Ateliergespräch mit Martin Pohl

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Mit Martin Pohl habe ich mich vor kurzem in seinem Atelier verabredet, um über neue Projekte im Rahmen unserer Zusammenarbeit zu sprechen. Dabei haben wir ein schönes Gespräch geführt, dass ich auch den Lesern dieses Blogs nicht vorenthalten möchte:

  • Martin, wann stand für Dich fest, ich möchte Künstler werden?

Martin Pohl: Schon im frühen Alter mit 11 Jahren habe ich begonnen zu zeichnen. Nach dem Besuch der Kunstschule habe mich entschlossen an die Akademie zu gehen.

  • Du bist in Tarsch in Südtirol geboren. Warum ist dann die Entscheidung gefallen, angewandte Kunst in Wien bei Prof. Ernst Karamelle zu studieren?

Martin Pohl: Wien hat mich als Stadt sehr fasziniert und angezogen. Ich habe zuerst zwei Jahre Bildhauerei studiert. Nach dieser Zeit habe ich mich entschlossen, in die Malerei Klasse zu wechseln. In der Klasse von Prof. Ernst Caramelle war es möglich in alle Richtungen zu arbeiten.

  • Dein Studium in Wien war von 1987 bis 1992. Nur ein Jahr später, 1993, wurdest Du gleich für zwei Jahre Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Wie hat Dich diese Zeit geprägt?

Martin Pohl: Es  war für mich eine große Erfahrung, alles aus einer anderen Perspektive zu sehen und mit den Studenten zu arbeiten. Jedoch war es für  mich wichtig, mich nach dieser Zeit wieder voll der Kunst  zu widmen.

  • Seit 2010 bist Du auch Mitglied im Künstlerhaus Wien. Seit Deinem Studium hast Du zwei Standorte an denen Du lebst und arbeitest, nämlich Wien und nach wie vor Bozen. Warum ist es Dir so wichtig, in zwei Städten präsent zu sein und für welche Stadt schlägt Dein Herz mehr?

Martin Pohl: Es ist  für mich wichtig, zwei Standorte zu haben, erstens für meine Arbeit und um dort auch als Künstler vertreten zu sein. In einer kreativen Phase ist man immer von der Umgebung beeinflusst. Ein Teil meiner Arbeiten haben einen engen Bezug zu Südtirol. Mein Herz schlägt aber für eine Großstadt.

  • Inwieweit beeinflussen die zwei Standorte Deine künstlerischen Arbeiten?

Martin Pohl: Meine abstrakten Bergbilder sind in Südtirol entstanden. Hingegen ist die Serie  der Museumsräume in Wien entstanden. 

  • Deine mit am bekannteste Serie ist „Bergbilder“. Der Kunsthistoriker Günther Oberhollenzer schrieb dazu einen wunderbaren Text. Er sagt u.a. „In jüngster Zeit gestaltet Martin Pohl eine große Werkserie von malerischen Landschaften, die an Gebirgsformationen erinnern. …. Vor monochromen Hintergrund türmen sich Farbberge auf, ein Weiß von enormer Plastizität und dennoch atmosphärisch leicht.“ Was hat Dich zu diesem Thema inspiriert? (http://www.internationalartbridge.com/portfolio/album/martin-pohl)

Martin Pohl: Die winterliche Landschaft hatte einen großen Einfluss auf meine Bergserie. Es war für mich wichtig diese winterliche Landschaft malerisch umzusetzen. Wobei es mir nicht darum geht, Berge nachzumalen, sondern abstrakt malerisch in reduzierter Form zu malen. Der Betrachter hat damit die Möglichkeit, sich mit dem Gemälde auseinander zu setzen und zu vertiefen.

  • Deine Serie „Bergbilder“ ist nicht abgeschlossen. Es entstehen weitere Werke. Kannst Du schon sagen, ob und wie die Serie fortgeführt wird?

Martin Pohl: Die Bergbilder sind, wie gesagt, noch nicht abgeschlossen, solange ich an dem Thema Interesse und Möglichkeiten sehe. Wie, werdet Ihr demnächst sehen.

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  • Eine andere von Dir sehr bekannte Serie ist die der „Museumsräume“. Auch hier schrieb der Kunsthistoriker Günther Oberhollenzer einen treffenden Text: u.a. „Martin Pohl experimentiert mit den Möglichkeiten der Malerei, aber auch mit jenen des Raumes, in dem sie zu sehen ist. … Streng reduziert und perspektivisch klar wirken die Zeichnungen wie architektonische Entwürfe, Modell- oder Versuchsanordnungen einer geplanten künstlerischen Intervention. Großzügig hängen hier großformatige Arbeiten, nehmen Malereien flächendeckend ganze Ausstellungswände oder gar den gesamten Museumsboden ein.“ Was hat Dich zu diesem Thema inspiriert?

Martin Pohl: Als Erstes interessiert mich die moderne Architektur, da wo die Kunst ausgestellt wird . Nachdem ich sehr viele Kunst-am-Bau Projekte mit Architekten verwirklicht habe, war es für mich ein Anliegen, Bilder zu malen, die Museumsräume darstellen und in diesen Bildern wurde meine abstrakte Malerei integriert. Somit hatte ich die Idee, mich selbst ins Museum einzuladen und dort präsent zu sein. Jeder Künstler hat das Ziel in Museen auszustellen.

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  • Neben Deiner Malerei hast Du auch zahlreiche Kunst-am-Bau Projekte realisiert. Ganz besonders gefällt mir die öffentliche Bibliothek in Auer. Wie bist Du da vorgegangen?

Martin Pohl: Es ist immer wichtig, daß man bei der Planung frühzeitig involviert ist. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, mich mit der Architektur auseinander zu setzen. Während dieses Arbeitsprozesses wurde entschieden, wo sich die Kunst im Gebäude heraus kristallisiert. Bezüglich dieses Objektes habe ich auch die ganzen Materialien, wie auch die Farben festgelegt. In der Bibliothek wurde eine ganze Wand in einer Länge von 16m künstlerisch gestaltet.

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  • Zurück zur Malerei: Martin, Du arbeitest auch gerade an einer ganz neuen Serie. Deine Sammler durften hierzu schon einige Arbeiten in unserer Ausstellung in Bad Homburg sehen. Wie würdest Du sie beschreiben?

Martin Pohl: Es sind abstrakte Arbeiten, die nur aus einer einzigen  Farbe bestehen. Auf die weiß grundierte Fläche werden die Ölfarben aufgetragen. Die Farben wurden auf das Äußerste reduziert. Trotzdem bekommt diese abstrakte Malerei eine üppige und plastische Fülle.

  • Zum Schluß noch eine private Frage: Du hast zwei fast erwachsene Söhne. Zieht es sie auch in Richtung Kunst oder was ist deren Passion?

Martin Pohl: Ja, ich habe zwei Söhne. Der Ältere besucht die Kunstschule und seine Leidenschaft ist das Filmen. Während der Jüngere noch die Mittelschule besucht, gehe ich gegenwärtig davon aus, dass er einen praktischen Beruf ausüben wird. Mal schauen.

Danke, lieber Martin, für dieses Gespräch!

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Über Martin Pohl:

Der von mir vertretene Künstler Martin Pohl, der in Bozen und Wien zuhause ist, begeistert seine Sammler immer wieder durch seine konsequent eigenständigen Positionen. In seinem abstrakten Gestus lenkt nichts vom rein Malerischen ab. Seine nachhaltigste Werkserie sind Landschaften, die an Gebirgsformationen erinnern. Dabei handelt es sich nicht um reale oder ideale. Pohl transformiert in seinen oft großformatigen Arbeiten das emotional, historisch und symbolisch stark besetzte Bergmotiv in freie Malerei. Dabei konzentriert er sich auf das Wesentliche: Farbe und Form.

Martin Pohl liebt große Werkzeuge, ausladende Bewegungen, starke Formen und Gesten. Mit geübter Hand entscheidet er, wie viel Druck auf die Spachtel ausgeübt werden soll, mit welcher Intensität – Undurchsichtigkeit oder Transparenz – die Farbpaste auf den Bildgrund aufgetragen wird. Das Bearbeiten ist nur kurze Zeit möglich, die Energie des Schwungs muss mitgenommen werden, jeder Zug der Spachtel stimmen. Das Wachs mit dem Pohl arbeitet, erkaltet bald, ein nachträgliches Korrigieren und Ausbessern ist nicht möglich.

Weitere Arbeiten sehen Sie auf nachfolgendem Link:
www.internationalartbridge.com/album/martin-pohl?p=1#1

Wenn Sie Martin Pohl´s Arbeiten persönlich erleben und nicht auf seine nächste Ausstellung warten möchten, kontaktieren Sie mich bitte direkt wg. einer Terminvereinbarung unter: p.becker@internationalartbridge.com oder 0173 – 319 60 82.
Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Ihnen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Petra Becker / International Art Bridge

 

© Foto Martin Pohl: Natascha Auhenhammer, © Kunst: Martin Pohl


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